Demokratisch

»Ich hatte große Angst, Wohnung und Arbeit zu verlieren und damit das soziale Gefüge.«

Annett aus Jena, geboren 1964 in der DDR, war am 9 November 1989 in Jena

Der Vertrauensverlust in die parlamentarische Demokratie und ihre Institutionen ist eine der zentralen Herausforderungen in (Ost-)Deutschland und im östlichen Europa. Das Zukunftszentrum in Jena erforscht nicht nur die Ursachen hierfür, sondern leistet einen praktischen Beitrag  für deren Bewältigung. Dabei greift das Zukunftszentrum die von Menschen in Ostdeutschland geäußerte Erfahrung der Position des „Ungefragten“ sowohl in der DDR-Zeit als auch im Wiedervereinigungsprozess und der anschließenden Transformationszeit auf und setzt die Idee des Dialogs, des miteinander Diskutierens, des Zuhörens und des gemeinsamen Suchens entgegen. Das Zukunftszentrum ist Teil des gemeinsamen Diskurses über die Veränderungen, die gesellschaftliche Transformationsprozesse mit sich bringen und über die Wege, diese erfolgreich zu bewältigen.

Ein entscheidender Baustein zur Stärkung der Demokratie ist die Beteiligung der Bürger:innen an politischen Entscheidungsprozessen und die daraus entstehende Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Jena ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Bürgerbeteiligung und demokratische Mitbestimmung funktioniert, welche Voraussetzungen es dafür braucht und welche Herausforderungen bewältigt werden müssen. Der Eichplatz, auf dem das Zukunftszentrum in Jena steht, ist dafür der perfekte Standort: neben seiner zentralen Lage mitten in der Stadt und seiner eigenen bewegten Transformationsgeschichte, ist er heute Sinnbild für Demokratie und Bürger:innenbeteiligung. Von den Großdemonstrationen 1989 bis zu einem umfangreichen partizipativen Prozess zu seiner Bebauung zeigt er exemplarisch, wie Bürger:innen ihr direktes Umfeld, aber auch große gesellschaftliche Entwicklungen, mitbestimmen können.

Diese Erfahrungen werden im Zukunftszentrum nicht nur mit Engagierten aus anderen Regionen und Ländern ausgetauscht und weitergegeben, sondern das Zukunftszentrum in Jena ist gleichzeitig ein Lernort für Bürger:innen, Politiker:innen und Verwaltungsmitarbeiter:innen, in dem strukturiert vermittelt und weiterentwickelt wird, was erfolgreiche Bürger:innenbeteiligung braucht. Gemeinsam wird hier von den Beispielen gelungener Transformation überall in Ostdeutschland und im östlichen Europa und den Momenten und Prozessen, in denen Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Veränderungen vorangetrieben haben, gelernt.

In Anbetracht der Herausforderungen der kommenden Transformationen werden politische Entscheidungen nicht weniger, sondern mehr demokratische Mitbestimmung benötigen. Das Zukunftszentrum in Jena begleitet im Dialog mit den Bürger:innen die anstehenden Transformationen und die Möglichkeiten der demokratischen Teilhabe. Hier werden die dafür nötigen Fähigkeiten und Kompetenzen vermittelt.

Hierzu gehört auch, die Verhärtung unseres gesellschaftlichen Dialogs aufzubrechen, indem wir lernen miteinander auf eine konstruktive Art und Weise zu streiten Das Zukunftszentrum in Jena wird  Strukturen und Formate anbieten, die explizit darauf ausgerichtet sind „Demokratiekompetenzen“ zu vermitteln: Debattieren und Argumentieren zu lernen, andere Meinungen auszuhalten und Debatten lösungsorientiert zu führen.

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