17. Etappe: Bombardierung Belgrad, Serbien

Nach unserem Besuch im Museum Jugoslawiens erkunden wir Belgrad. Die Spuren der Bombardierung durch die NATO im Jahr 1999 prägen bis heute das Stadtbild. Es war der erste Einsatz der NATO ohne UN-Mandat und der erste Kampfeinsatz deutscher Truppen seit 1945. 

Wir stoßen auf das Gebäude des damaligen Generalstabs, das bewusst in dem zerstörten Zustand nach seiner Bombardierung belassen worden ist. An seiner Fassade ist ein gigantisches Banner mit Werbung für die serbische Armee aufgehängt. An der Kreuzung davor befindet sich ein weiteres Banner, auf dem (frei übersetzt) steht: „Serbien ohne Kosovo ist wie ein Mensch ohne Herz.“ 

Bei den Luftangriffen – die als Reaktion der Verbrechen der serbischen Armee im Kosovo und in Albanien stattfanden – wurden militärische Ziele getroffen; es kamen aber auch ungefähr 500 Zivilisten ums Leben. Weit mehr wurden verletzt und/oder traumatisiert. Bis heute wird der Einsatz kontrovers diskutiert. Die Bilder vom Angriff sind Teil des kollektiven Gedächtnisses – jedoch wurde vieles noch nicht aufgearbeitet. Ein Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Jena muss sich auch dieser Periode der europäischen Geschichte widmen – die bis heute nicht nur die politischen Beziehungen zu den Partnern in Südosteuropa, sondern auch die Biografien der Menschen hier und in ganz Europa bestimmt. In Jena möchten wir uns der Thematik annehmen, auch wenn sie schwierig ist und vor allem in den betroffenen Ländern des Balkans bis heute tiefe Wunden verursacht – was an unserer nächsten Station in Srebrenica noch deutlicher wird. 

Text: Tobias Schwessinger & Christian Faludi 

Fotos: Christian Faludi