20. Etappe: Republik Srpska, Bosnien-Herzegowina

Die Republik Srpska ist ein nach (vollständiger) Autonomie bzw. nach Angliederung an das Nachbarland Serbien strebender Gliedstaat im System des Staatenverbundes von Bosnien und Herzegowina. Laut Verfassung befindet sich seine Hauptstadt in Sarajevo. Tatsächlich bildet Banja Luka im Norden das politische Zentrum der Republik Srpska. Hier sitzen das Parlament, die Regierung und der Ministerpräsident. Mehr als 80 Prozent der Einwohner sind Serben, rund 14 Prozent sind Bosniaken. Hinzu kommen zu circa 5 Prozent Kroaten und weitere Minderheiten. 

Die Besonderheit des bosnischen Staatenverbundes ist ein Produkt der Transformation Jugoslawiens und der darauffolgenden kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen sich in diesem Landesteil Serben, Kroaten und Bosniaken bekämpften. Beigelegt wurde der Konflikt im Vertrag von Dayton 1995, durch den zwei Entitäten unter dem Dach eines Staatenbundes entstanden: Die Föderation Bosnien-Herzegowina und die Republik Srpska. Beide teilen sich das Staatsgebiet zu fast gleichen Teilen, wobei stark von sogenannten ethnischen Säuberungen betroffene Landesteile wie Srebrenica auf dem Teil Srpskas liegen. Hinzu kommt mit dem Brčko-Distrikt eine de facto selbstverwaltete Zone im Nordosten des Landes. 

Wenngleich die Bevölkerungsgruppen der Bosniaken und Serben in ihrem Staatenverbund mit derselben Währung, der Konvertiblen Mark, bezahlen und die Autos dasselbe Symbole auf ihren Kennzeichen haben, sind die Trennlinien zwischen beiden Entitäten deutlich sichtbar. So säumen nicht nur allein die Flaggen in den serbischen Nationalfarben allerorten das Straßenbild der Republik Srpska, das Land hat auch eine eigene Hymne nebst Wappen und mit dem zumeist verwendetem Kyrillischen sogar eine eigene Schrift.  

Auf politischer Ebene dominierte lange Zeit nach dem Krieg die radikal-nationalistische Srpska Demokratska Stranka (Serbische Demokratische Partei) das Geschehen. Zuletzt forderte diese 2008 ein Referendum zur Loslösung der Republik Srpska. Ende des vergangenen Jahres nahmen die separatistischen Bestrebungen erneut Fahrt auf. Unter anderem beschloss das von serbischen Interessen dominierte Parlament in Banja Luka im Dezember die Abkopplung des Landes aus dem Justiz- und Steuersystems sowie aus der Armee des Staatenverbundes von Bosnien und Herzegowina. 

Text & Foto: Christian Faludi