19. Etappe: Dubica, Bosnien-Herzegowina

Als ich Edina und Edita in der Innenstadt von Dubica treffe, stehe ich noch unter den Eindrücken in Srebrenica. Editha nimmt das unmittelbar zum Anlass, sich „zu beschweren“, dass wir zu wenig auf die positiven Entwicklungen im Land blicken. Und so erzählt sie mir etwa davon, dass der bosniakische Sohn einer Freundin unlängst in Srebrenica eine Musikschule eröffnet hat, in die Kinder aller Bevölkerungsteile kommen, zusammen musizieren und Fahrten ins Ausland machen.  

Während unseres Spaziergangs durch das Städtchen berichten beide viele solcher Geschichten, und sie lachen sehr oft. Das ist wohl dieser Optimismus, den es braucht, um hierhin zurückzukehren und das Martyrium zurückzulassen, das beide erleben mussten. Schließlich handeln ihre Fluchtgeschichten (wie so viele andere auch) vom anfänglichen Unglauben darüber, dass ein Krieg zu ihnen kommen könne – bis die örtliche Brücke Richtung Kroatien gesprengt worden ist. Sie handeln von dem Ringen um eine Ausreise aus der Heimat und von der Angst in vollgepferchten Bussen, in denen Soldaten den Menschen ihren Schmuck stehlen. Und sie handeln von einer langen Odyssee, die sie nach Deutschland brachte, wo sie nicht nur auf Menschen trafen, die helfen wollten. 

Auf die Frage, ob sie den glücklich mit der Entscheidung sind, wieder in die Heimat zurückgekehrt zu sein, antworten beide entschieden mit ja. Aber das alles sei es Wert, in Kauf genommen zu werden, um in der Heimat zu leben. Der Wunsch beider Schwestern ist es, dass ihr Land geeint wird und alle Bevölkerungsteile die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben. Im Moment scheinen sie davon noch weit entfernt zu sein. 

Text & Foto: Christian Faludi