9. Etappe: Comrat, Gagausien (Republik Moldau)

Heute geht es weiter Richtung Comrat, die Hauptstadt der autonomen Republik Gagausien. Die letzten 40 Kilometer fahren wir über die „Strada Lenin“Einige Abschnitte sind voller Schlaglöcher, andere sind völlig neu. Finanziert wird die Instandsetzung der Straße, die quer durch die ehemalige Sowjetrepublik führt, durch Fördergelder der Europäischen Union – wie uns immer wieder Schilder verraten.

Im Gegensatz zu Transnistrien wird die autonome Region Gagausien von der Republik Moldau anerkannt. Hier leben vorwiegend die ethnische Minderheit der Gagausen, aber auch Russen, Moldauer, Bulgaren und Ukrainer. Neben Rumänisch wird hier vor allem die Turksprache Gagausisch gesprochen, ein dem Türkischen verwandter Dialekt. Umgangs- und Amtssprache ist aber auch Russisch.

Die Abspaltung Moldaus von der Sowjetunion und die Annäherung an Rumänien löste in Gagausien eine pro-russische Gegenbewegung aus. Nachdem die Republik Moldau 1994 den Autonomiestatus der Region anerkannt hatte, ist mit Ausbruch des Ukraine-Konflikts 2014 und die Annäherung der Republik Moldau an Rumänien, der Konflikt neu entfacht. Bei einem (nichtoffziellem) Referendum am 2. Februar 2014 stimmten 98,4% der Menschen in Gagausien für engere Beziehungen mit Russland und 97,2% gegen eine Annäherung an die EU. Neben Russland unterhält die Türkei enge Beziehungen mit der Region, was den Konflikt nicht deeskaliert.

Wie präsent die sowjetische Vergangenheit und die Nähe zu Russland hier ist, erfahren wir bei einem Besuch im Regionalmuseum. Neben Abbildungen und Objekten zur Geschichte der Region und dem Alltag der Menschen, entdecken wir vor allem Relikte aus der Sowjetzeit, Miniaturpanzer, Fotos von hochrangigem Besuch aus Russland (unter anderem Putin), Orden und vieles mehr. Vor der Verwaltungsbehörde Gagausiens steht eine nach wie vor gepflegte Lenin-Statue, an einer Straßenlaterne hängt ein verrosteter Sowjetstern. Bevor wir weiterfahren Richtung Donaudelta kaufen wir bei einer alten Dame auf Russisch Piroschki und am Straßenrand einen Becher Kvas.

Text: Tobias Schwessinger

Fotos: Christian Faludi